(unbekannt)
Mitternachtsträume
Ich schreite in meinem Geist, um Mitternacht
Die weiten stillen Straßen auf und nieder
Wie hastig ward geweint hier und gelacht
Vor einer Stunde noch! … Nun träumt man wieder.
Die Lust ist, einer Blume gleich, verdorrt,
Die tollsten Becher hörten auf zu schäumen,
Es zog der Kummer mit der Sonne fort,
Die Welt ist müde – lasst sie, lasst sie träumen!
Die weiten stillen Straßen auf und nieder
Wie hastig ward geweint hier und gelacht
Vor einer Stunde noch! … Nun träumt man wieder.
Die Lust ist, einer Blume gleich, verdorrt,
Die tollsten Becher hörten auf zu schäumen,
Es zog der Kummer mit der Sonne fort,
Die Welt ist müde – lasst sie, lasst sie träumen!
Wie auch mein Herz in Scherben bricht,
Wenn ausgerungen eines Tages Wetter,
Der Mond ergießet sein weiss versöhnend Licht,
Und wär’s auch über welke liebesblätter!
Leicht wie ein Ton, unhörbar wie ein Stern,
Fliegt meine Seele um in diesen Räumen;
Wie in sich selbst, versenkte sie sich gern
In aller Menschen tiefgeheimstes Träumen!
Mein Schatten schleicht mir nach wie ein Spion,
Ich stehe still vormeiner Seele Gitter.
Oh lieber Gott, dein zu getreuer Sohn,
Er büßte seine Liebe bitter, bitter!
Er schläft – und fühlt er, was man ihm geraubt?
Träumt er vielleicht von seinen Liebesnächten?
Träumt er sich einen Liebeskranz ums Haupt? –
Oh Gott der Liebe, lass ihn weiter träumen!
Gigantisch türmt sich vor mir ein Palast,
Ich schaue durch die purpurnen Gardinen,
Wie man im Schlaf nach einer Liebsten fasst
Mit sündigen, mit Lustverwirrten Mienen.
Bleich wie der Mond ist ihr Angesicht,
Sie lässt zur Flucht sich tausend Lügen zäumen,
Er stürzt zur Erde, und die Erde bricht
O Gott der Rache, lass ihn weiter träumen!
Das Häuschen dort am Bach – ein schmaler Raum!
Unschuld und Hoffnung teilen drin das Bette.
Doch gab der Herr den Liebenden ein Traum,
Dass sie der Traum aus wachen Ängsten rette;
Mit jedem Kuss, der Morpheus‘ Hand entfällt,
Sich da ein Liebesland im Traume öffne,
Die enge Hütte weitet sich zur Welt –
O Gott der Liebe, lass die lieben träumen!
Beim letzten Hause, auf der Bank von Stein,
Will segenflehend ich noch kurz verweilen;
Treu liebt ich dich, doch nicht allein,
Du wolltest ewig Leben mit mir teilen.
Doch träumst du nun von neuem Liebespaar,
Ich sehe welke Blätter nur sich bäumen;
Du träumst von Schmetterlingen, ich vom Aar
O Gott der Liebe, lass sie weiter träumen!
Du Stern, der, wie das Glück, aus Wolken bricht!
Du Nacht mit deinen tiefen stillen Blauen,
Lasst der erwachten Welt zu frühe nicht
Mich in das gramentstellte Antlitz schauen!
Auf Tränen fällt der erste Sonnenstrahl,
Die Nacht muss nun das Feld dem Tage räumen,
Die Träume sind vorbei, beim ersten Sonnenstrahl
O Gott der Träume, lass uns alle weiter……
……träumen!
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